Zurück nach Tiflis
Transport ist organisiert und es mal wider ein Giorgi. Leider nicht “mein” Giorgi, der ist ausgebucht. Egal, denn auch der neue Giorgi ist ein echt netter Kerl. Punkt 9 steht er vor dem Gasthaus und wir machen uns auf den Weg.
Ein bisschen sauer, bin ich immer noch wegen der Stiefel Geschichte, denn nur deswegen stehen jetzt wieder mal 9 Stunden fahrt an. Zugtickets waren ausverkauft, denn es ist Sonntag und da kehren alle aus dem Dörfern nach Tiflis und Co. zurück.
Wir winden uns die Serpentinen runter und ich werfe einen letzten Blick auf Svanetiens Berge.
Der neue Giorgi kam aus Kutaisi angereist, um mich abzuholen und ist seit 3 auf den Beinen bzw. am Steuer. Hunger hat er und möchte daher irgendwo halten um zu frühstücken. Leider eröffnet er mir das erst nachdem wir aus Mestia raus sind. Dort hätten wir easy was essen können und so müssen wir dann auf ein Restaurant an der Straße hoffen.
Von denen gibt es zwar jede Menge hier, aber es ist Nebensaison und so haben alle, an denen wir vorbei fahren zu.
Nach guten 2,5 Stunden haben wir dann Glück. Direkt an der Straße, haben sich einige findige Leute ein Restaurant zusammengezimmert.
Giorgi bestellt und wir setzen uns an einen Tisch, der direkt am Abhang steht und den Blick auf den Enguri Fluss freigibt. Das ist unsere Aussicht beim Essen.

Während wir warten gesellen sich zwei recht schräge Gesellen zu uns. Beide sehen aus, als hätten sie ihren fair share an Alkohol und vermutlich auch anderem intus. Weil ich der einzige bin, der nach Tourist aussieht, setzen sie sich zu mir. Ich denke mir meine Teil, muss mich aber wieder mal eines Besseren belehren lassen. Man fragt auf Russisch wo ich herkomme und als man feststellt, daß ich aus Deutschland komme, erzählt mir einer, daß er in Hannover und Braunschweig auf dem Bau gearbeitet hat. So klein kann die Welt sein.
Wie es mir hier gefällt, möchte man wissen. Wunderschön, gebe ich zu Protokoll und mir wird empfohlen Land hier zu kaufen. Das sei derzeit sehr günstig und biete viel Potenzial. Die Forstwirtschaft erlebe eine Aufschwung, übersetzt Giorgi. Ich sollte hier vll. erwähnen, daß während diese beiden mir via Übersetzer Investment Tips geben, der eine an einem riesigen Joint zieht, während der andere aus einer 1,5l Pepsi-Flasche Chacha trinkt. Beide haben Tattoos im Gesicht und an den Händen und ich muss all meine Beherrschung aufbringen, um nicht laut zu lachen. Die Situation ist einfach zu absurd!
TIERLIEBHABER UND MENSCHEN MIT FLAUEM MAGEN ÜBERSPRINGEN BITTE DAS NÄCHSTE FOTO. Keine Sorge: weil man ja mit etwas Positivem schließen soll, gibt es ganz am Ende zur Belohnung was wirklich süßes, versprochen!
Im Hintergrund dann plötzlich Aufruhr. 5 Männer stehen am Abhang und hieven eine Kuh nach oben, die sich wohl zu weit an den Rand gewagt hatte und vollends zu stürzen drohte. Sie schaffen es aber mit vereinten Kräften das Tier zu retten. Anschließend binden sie es an einen Baum und fangen an, ein Seil an einem der Hinterbeine anzubringen. Wozu das, frage ich in die Runde. “They’re going to kill it”, lautet die Antwort.
Und bevor ich noch irgendwie die Chance bekomme, dem Ganzen den Rücken zuzukehren, zückt einer der Männer ein riesiges Messer und schneidet der Kuh den Hals auf. Das Geräusch werde ich so schnell nicht vergessen.
Direkt im Anschluss ziehen sie das Tier an seinem Bein hoch und lassen es ausbluten, bevor beginnen es zu häuten und zu verarbeiten.
Unser Essen wird nun serviert. Das ist alles zusammen so bizarr, daß ich mit der Verarbeitung nicht wirklich hinterherkomme und mich frage, ob bzw. wann wohl das Kamerateam aus dem Busch kommt und die Schauspieler ihre Verkleidung und die Perücken ablegen.
Kaum steht das Essen auf dem Tisch, gesellt sich ein Streuner zu uns. Und natürlich bekommt er was ab, keine Sorge.
Und noch jemand gesellt sich zu uns. Hier also wie versprochen die Belohnung für’s Durchhalten!