Der Junge muss mal raus und unter Leute

Truso Valley

Wieder mal mit Verspätung am Start, aber was soll ich sagen. Ich habe zwei Wanderungen am Stück unternommen. Die erste im Truso Valley mit guten 22km Roundtrip bei 4 Stunden und dann am Tag drauf 25km Roundtrip allerdings rauf auf 3000m von Stepantsminda, was auf etwa 1700m liegt, bei 9 Stunden. Danach dann die Rückfahrt nach Tbilisi mit Umweg über dem Gombori-Pass und Stippvisite in Telavi. Kurz: ich bin müüüüüde. Ich habe heute, 27.10., quasi den ganzen Tag geschlafen und bin erst gegen 16:00 wach geworden. Dann bin ich durch Vake, einen Stadtteil von Tiflis, gelatscht, habe was gegessen und bin dann wieder in’s Hotel zurück. Es ist jetzt 22:57 und ich fange an zu schreiben.

Viel ist passiert und ich habe einiges aufzuholen, so here we go!

Erste Wanderung im Truso Valley. Ich hatte mir die GPS Daten gezogen und muss jetzt nur noch sehen, wie ich zu dem Dorf komme, von wo aus der Trek startet. Ich habe verschlafen und es ist 12:00, als ich das zweite Mal wach werde. Shit, denke ich mir, das wird eng, denn die Sonne geht so gegen 18:00 unter und dann wird es schnell stockdunkel hier. Also schnell unter die Dusche, Rucksack packen und in die Stadtmitte, wo die ganzen Taxifahrer auf Touris warten.

Ich schlendere über den Platz und suche nach möglichst jungen Fahrern, denn das steigert die Chancen jemanden mit Englischkenntnissen zu finden deutlich. Die am jüngsten aussehenden haben sich um einen riesigen Mitsubishi Allrad Truck geschart und rauchen. “Bodishi, tkven saubrobt inglisurad?”, stammele ich mir auf Georgisch zurecht und frage damit, ob einer der Herren des Englischen mächtig ist. Die Reaktion ist typisch georgisch. Während ich mich annähere sind die Mienen finster, was hier aber zunächst nichts heißen will, denn die Georgier lächeln niemals grundlos. Kaum hat man allerdings ein paar Worte gelernt und traut sich diese anzubringen, wird man breit angegrinst. Die Leute freuen sich meistens und sehr ehrlich darüber, wenn man sich die Mühe macht ein paar Phrasen in Ihrer Sprache zu lernen. Und so ist das Eis auch hier direkt nach meiner Frage gebrochen und die Gesichter der Gruppe werden schlagartig freundlicher und einer übernimmt die “Verhandlungen” in Englisch.

Ich erkläre, wo ich hin möchte und wann ich gern wieder abgeholt werden möchte. 150 Lari will man dafür haben. Das ist mir zu viel und so feilschen wir ein wenig, bis wir uns bei 120 einig werden. Damit liege ich zwar immer noch gute 20 Lari über dem “empfohlenen” Preis für die Strecke, aber die Jungs sind mir sympathisch und man zahlt hier immer mehr, wenn man aus einem Land kommt, daß hier als “reich” gilt. Ich habe noch Glück; käme ich aus den VAE oder Saudi-Arabien, hätten die Jungs noch höher angefangen.

Gute 40 Minuten sind wir unterwegs. Viel sprechen können wir nicht, denn während der “Verhandlungsführer” noch recht gutes Englisch sprach, sind die Kenntnisse meines Fahrers nicht so umfangreich. Aber wie immer, Google, Hände, Füße und das bisschen Russisch, was ich zumindest verstehen kann, sorgen dafür, daß wir uns gegenseitig verstehen.

Schließlich erreichen wir Kvemo Okrokana, was als Ausgangspukt der Wanderung dient. Von hier aus geht es dann gute 13km in’s Tal und dann wieder zurück.

Das Dorf selbst wirkt fast verlassen, denn ich sehe lediglich zwei Männer, die an einem Haus arbeiten und scheinbar die Fenster ausbessern. Die meisten der Häuser sind allerdings in einem Zustand, der mich vermuten lässt, daß hier niemand wohnt. Hoffentlich zumindest.

 Zuerst gibt es nicht viel zu sehen; ein steiniger nicht allzu steiler Weg, der auch von sehr geländefähigen Fahrzeugen befahren werden kann, schlängelt sich entlang eines Flusses und verläuft in einer engen Schlucht. Dann allerdings, nach einer Kurve, lässt sich erahnen, was mich erwarten wird.

Und dann, nach einer Weile öffnet sich das Tal und offenbart sich in seiner ganzen Weite. Ich muss erst mal kurz stehen bleiben und das auf mich wirken lassen. Ist das schön hier!

Es fällt mir ausgesprochen schwer in Worte zu fassen, wie beeindruckend das alles aussieht! Was mir allerdings auffällt:

Ein Stück weiter geht es dann durch ein Dorf, daß scheinbar nur im Sommer bewohnt wird. So finden sich hier zwar Cafes, die sind allerdings alle geschlossen.

Noch etwas tiefer im Tal, gibt es dann die Reste eines Klosters zu sehen. Und wieder mal bin ich beeindruckt davon, wie schnell das Wetter hier umschlagen kann. Wo es vor knapp einer Stunde noch recht sonnig war, so ist es nun bedeckt und auf einmal sehr windig.

Hin und wieder fallen mir die Verfärbungen und Verkalkungen am Boden und an den Anstiegen auf, die durch die unterschiedlichen Mineralgehalte der Wasser von den Bergen und Gletschern hervorgerufen werden. Mittendrin auch plötzlich eine Quelle, die aus dem Boden sprudelt.

Weiter durch das Dorf, fließt auch ein Bach, der seinen Ursprung in den Bergen hat. Entsprechend kalt ist Wasser. Und irgendjemand hat sich die Mühe gemacht, eine Sitzgelegenheit in eine Brücke zu integrieren.

Etwas dichter an den Resten des Klosters, macht der Weg dann ein große Kurve. Hier soll es eigentlich noch weitergehen, bis zu einer verfallenen Festung, soweit komme ich dann aber nicht. Dazu gleich mehr.

Ich mache mich also auf den Rückweg. Gute zwei Stunden sind vergangen, seitdem ich mich auf den Weg gemacht habe. Und nun schließlich zu der Erklärung, warum ich früher umgekehrt bin als geplant:

Ich hoffe es geht ihm gut und bedanke mich nochmal für die Warnung!!!

Das ganze Szenario verlief wie folgt: die beiden waren ein Dorf weiter und kurz vor der Festung als sie hinter einer Mauer Grunzen vernahmen. In der Annahme es handele sich um Hausschweine, gingen sie weiter, mussten dann aber, als die Mauer ein Ende fand, feststellen, daß es sich hier um eine Bache mit Frischlingen handelte. Wildschweine sind jetzt nicht unbedingt für ihr entspanntes Temperament bekannt und so griff die Bache im Prinzip sofort an, als sie die beiden sah. Glück im Unglück: nach zwei Hieben, einer zerrissenen Hose und zwei Wunden am Hintern, floh die Bache mit ihren Kleinen. Ein Keiler hätte nicht abgelassen. Die Wunden waren glücklicherweise auch nicht tief und bluteten nicht stark, sodaß wir sie, wenn auch notdürftig, versorgen konnten. 

Da ich jetzt nicht unbedingt scharf auf zusätzliche Löcher auf meiner Rückseite war, beschloss ich also den Rückweg anzutreten und nahm hier dann einen anderen Weg, der mich zwar durch das gleiche Tal führte, allerdings etwas höher als der Hinweg.

 

Hier ging es dann wieder durch die Schlucht zurück und ich konnte nochmals erleben, wie schnell die Temperatur von “T-Shirt sollte reichen” zu “WTF” switchen kann.

Hier sieht man in dem Bach auch nochmal das Eis, welches sich um bzw. auf einigen Steinen gebildet hat.

In der Schlucht fiel mir dann auf dem Rückweg auch nochmal das Ausmaß auf. Dazu auch noch eine Art Schrein, der in den Berg eingelassen war.

Und noch der Rest an Fotos, den ich nicht “im Kontext” unterbringen konnte.

Und keine Sorge, natürlich habe ich die Drone auf Reisen geschickt!

Jetzt, nach Bildbearbeitung, Videoschnitt und den ganzen Faxen, ist es 03:32 und ich geh endlich in’s Bett!