Der Junge muss mal raus und unter Leute

Prometheus und der Canyon

Eigentlich wollte ich meine Reise ja in Tiflis ausklingen lassen, aber ich habe mich mal wieder breit schlagen lassen auf Achse zu gehen. Mir wurde von mehreren Seiten dringend an‘s Herz gelegt nochmal ein paar Stunden gen Westen zu fahren und zwei Must-See Attraktionen abzuhaken. Erfahrungsgemäß gibt es davon hier recht viele und ich werde kaum alle schaffen, also hatte ich Giorgi gebeten mir doch bitte ein paar Tips zu geben. Er schickte mir darauf eine kleine Liste mit 34! Einträgen, von denen er der Ansicht war, daß man sich das nicht entgehen lassen kann.

Ich habe leider nicht mehr so viel Zeit, um das alles zu sehen, also habe ich mir zwei ausgesucht,  die halbwegs dicht beieinanderliegen. Die Prometheus Höhle und der Martvili Canyon.

Zunächst geht es zur Höhle und Giorgi hat Zeit, yay! Also machen wir uns mal wieder gen Westen auf. Erster Stop ist mitten an der Landstraße, wo er uns Brot holt. Das wird mit Honig und Zimt direkt vor Ort in einem Tonofen gebacken und dann mit oder ohne Rosinen gereicht. Die Hütten, in denen das Gebacken wird, reihen sich eine an die andere, aber er hat quasi einen Stammladen. Dazu gibt es Tee, von dem wir beide aber nur jeweils die Hälfte trinken, denn der Zustand der Straße fordert Tribut in Form von Übergeschwapptem. Wir sind aber keine Anfänger mehr und habe natürlich Küchenrolle am Start.

Müffelnd reißen wir einige Kilometer ab und bewundern den Fortschritt der Straßenbauarbeiten seit unserem letzten Mal auf dieser Strecke. Die Arbeiten werden von einem chinesischen Staatsbetrieb durchgeführt und entgegen der Behauptungen in Deutschland, daß „die in China ganze Krankenhäuser in ein paar Tagen“ hochziehen, scheinen die es hier etwas gechillter anzugehen. Es hat sich nichts getan, stellen wir fest und schaukeln uns wieder mit ein paar Insidern hoch – „2 more years“ ist hier besonders hervorzuheben, denn das ist die Zeitangabe, die immer wieder genannt wird, wenn die Frage aufkommt, wie lange die neue Straße bis zur Fertigstellung braucht.

So lässt sich die Zeit bis zum Mittag durchlästern. Wir halten gegen 12:30 in Zestafoni, einem kleinen Ort direkt an der Landstraße gen Westen. „Not much to see here, but the Khachapuri is good“, sagt Giorgi und steuert auf einen weiteren Stammladen zu. Es ist ohnehin auffällig, daß vor den Läden, an denen wir halten, niemals Busse oder Marshrutkas (diese zum Bus umgebauten Sprinter) halten. Die stoppen scheinbar lieber an den Touri-Fallen, wo die Preise wesentlich höher sind, als die Qualität. Giorgi hatte ja mal erklärt, daß die Fahrer dort für Umme essen können, wenn sie ihre Gäste dort ausladen.

The Khachapuri is good und wir fahren weiter. Die Reste wurden wieder and ein paar Hunde gespendet, die mit dem Schwanz wedelnd schon darauf gewartet hatten. Hier war es auch, daß ich das erste Mal mitbekomme, wie ein Mann einen der Streuner vertreibt. Sonst wird mit denen immer sehr freundlich bis liebenswert umgegangen.

Ein paar Momente später, werden wir dann Zeuge einer weiteren Prämiere: ein Wagen vor uns wirft einfach eine Plastikverpackung aus dem Fenster, welche uns dann über die Windschutzscheibe fliegt. Giorgi flucht kurz und deutet dann prophetisch auf das Kennzeichen des Arschlochs: RU. „See, only Georgians and Russians throw shit out of window…I hate it!“ Me too, my friend, me too.

Nach guten 4 Stunden erreichen wir dann die Höhle. Keine Schlange, einer der Vorteile, hier im Herbst aufzuschlagen.

Und nachdem Georgien sich ja bereits über der Erde alle Mühe gibt, massiven Eindruck zu schinden, muss natürlich unter Tage ebenfalls dick aufgetragen werden. Ich erspare mir mal mein ständiges „boah ist das schön“, halte einfach die Fresse und lasse die Bilder für sich sprechen. Eine Anmerkung möchte ich mir allerdings nicht nehmen lassen, um das Ausmaß etwas begreiflicher zu machen: unser Guide in der Höhle hat darauf hingewiesen, daß die Formationen von Stalaktiten, Stalagmiten und irgendwann dann auch Stalagnaten für 1cm Wachstum 100 Jahre brauchen…

Im letzten Abschnitt gab es dann noch eine Light Show.

Knapp über einen Kilometer läuft man durch die Höhle und wird dann am Ende von einem Bus wieder zum Eingang gefahren. Dort macht Giorgi im Auto ein Nickerchen. Ich lasse ihn noch ein wenig penne und nutze die Zeit um mir ein paar Kaki Früchte reinzustellen, denn wir sind in der Zone, wo Früchte wie Limetten, Granatäpfel und eben auch Kakis überall wachsen. Aber auch Wassermelonen, Äpfel, Feigen, Aprikosen, Trauben und Wal/Haselnüsse stehen hier quasi überall rum.

Knapp über einen Kilometer läuft man durch die Höhle und wird dann am Ende von einem Bus wieder zum Eingang gefahren. Dort macht Giorgi im Auto ein Nickerchen. Ich lasse ihn noch ein wenig penne und nutze die Zeit um mir ein paar Kaki Früchte reinzustellen, denn wir sind in der Zone, wo Früchte wie Limetten, Granatäpfel und eben auch Kakis wachsen. Aber auch Wassermelonen, Äpfel, Feigen, Aprikosen, Trauben und Wal/Haselnüsse stehen hier quasi überall rum.

Ich schlendere zurück zum Auto und wecke Giorgi. Ich werfe ihm eine Kaki zu. „Did you buy here“, möchte er wissen. „Yup“, sage ich. „Not good, they make tourist prices here“, merkt er an, aber ich denke mir, daß ca. 0,2 Euro pro Frucht nicht allzu sehr in‘s Gewicht fallen.

Wir machen und auf den Weg zum Martvili Canyon. Giorgi hat einen Tip von einem Kollegen bekommen; eine Abkürzung. Wir fahren los und werden nicht enttäuscht. Nicht nur, daß der Weg kürzer ist, er führt über Landstraßen durch Dörfer in denen die Zeit stillzustehen scheint. Hier ist man zum Teil noch mit Kutsche und Pferd unterwegs und die Bauten aus Sowjetzeiten reihen sich aneinander. Das sind keinesfalls immer irgendwelche schäbigen und heruntergekommenen Betonruinen, sondern ziemlich schicke, zweistöckige Holz-, oder Steinhäuser mit farbiger Vielfalt und schönen Eingangstoren aus Holz oder Metall, hinter denen die Familien leben und arbeiten. Und dahinter immer Berge! Und Coca Cola. Die gibt‘s wirklich in den hintersten Ecken vermutlich jeden Landes.

Wir halten kurz, Girogi will eine rauchen. Wir stehen an der Straße unter einem der gefühlt tausenden Kakibäume. Das fügt der herbstlichen Farbgebung noch mal einen extra Punch Orange hinzu. Ich fummle an meinem Handy rum, als ich etwas rascheln höre und dann schnelle Schritte. Kichernd reißt Giorgi die Fahrertür auf und springt rein; er hält sich mit einer Hand den Bauch. Glucksend startet er den Wagen und gibt Gas als er mir etwa 4 oder 5 Kakis zuwirft. „Georgian style“, grinst er.

Wir erreichen schließlich den Canyon. Es ist angenehm leer, aber ich kann mir vorstellen, wie es hier im Sommer aussieht. Es gibt eine Zipline, Rafting, ruhigere Tourboote und eben den Fußweg zum nicht schiffbaren Teil des Canyons. Da die Bootsfahrt nur 30 Minuten dauert, die Wartezeit durch die wenigen Besucher aber bei über einer Sunde liegt, verzichte ich auf die Fahrt und gehe zu Fuß.

Bla bla bla, wunderschön, wir kennen das ja jetzt. Hier jagt ein landschaftliches Highlight das andere und das nur einer von drei extrem photogenen Canyons. Was hat dieses Land eigentlich nicht? Eine Wüste denke ich mir und werde später eines besseren belehrt, den natürlich gibt in Georgien auch eine Wüste. Die muss ich dann aber nächstes Mal mitnehmen.

 

Und ja, das Wasser ist wirklich fast türkis. I know, I know…